Vorgehen Phase II
Oktober 2023 bis Juli 2026
In Phase II arbeiten wir mit dem führenden Softwareanbieter für die Sozialwirtschaft Connext Vivendi zusammen und haben als wissenschaftliche Begleitung die HAW Hamburg gewinnen können Dort arbeiten wir mit dem Department Pflege und Management in Person von Prof. Dr. Corinna Petersen-Ewert sowie im Department Soziale Arbeit mit Prof. Dr. Dieter Röh zusammen.
Ziel der Förderphase II ist es, möglichst viele der Abläufe in der Organisation und Koordination der QuartierPflege durch die neu zu entwickelnde Software so zu erleichtern, dass die Sorgegemeinschaften hierdurch entlastet werden. Dabei werden bei der Definition der Anforderungen, Entwicklung und Testung der entsprechenden Software-Bestandteile immer wieder die verschiedenen Nutzer*innengruppen eingebunden. Nach Entwicklung von Prototypen einzelner Komponenten wird immer wieder deren Nutzen und Anwendung getestet und überprüft, um so die realen Bedürfnisse der Nutzer*innen für die nächsten Entwicklungsstufen berücksichtigen zu können.
An den Pilotstandorten der QuartierPflege können die jeweiligen Entwicklungsstufen bereits im realen Alltag erprobt werden, wodurch weitere wertvolle Erkenntnisse gesammelt werden, die in die folgenden Weiterentwicklungen einfließen.
Die QuartierPflege hat neben der Organisation von Unterstützungsleistung auch initial das Ziel, das Leben in Gemeinschaften aufzuwerten, Tendenzen zu Vereinsamung entgegenzuwirken. Durch das Hinzutreten der HAW als neuer wissenschaftlicher Konsortialpartner ergibt sich die Möglichkeit, die QuartierPflege und ihre Softwarelösungen noch besser in die gesellschaftliche Realität einzubetten. Zu diesem Zwecke wird spezifisch das Verhalten der Teilnehmenden in den Netzwerken analysiert, um ggf. Versorgungslücken sichtbar zu machen.
Menschen mit Behinderung kommen in Phase II des Projekts als neue Zielgruppe hinzu. Für sie stellt sich die Situation in gesellschaftliche Realität häufig besonders prekär dar, daher bieten sich für sie durch die Entwicklung der QuartierPflegeApp besondere Chancen, eine stärkere lebensweltliche Ein- und Anbindung an „natürliche“ Sorgenetzwerke zu erreichen.
Im Verlauf der Phase II soll also Software entwickelt werden, in der die für die QuartierPflege notwendigen Rollen und Abläufe prototypisch umgesetzt sind. Grundlage dafür sind die Ergebnisse aus Phase I und weitere Erkenntnisse aus dem Entwicklungsprozess in Phase II. Damit werden am Projektende für alle Zielgruppen funktionstüchtige, prototypische Software-Anwendungen vorbereitet sein, die im Anschluss an dieses Projekt umgesetzt und auf dem Markt angeboten werden sollen. Es soll dabei voraussichtlich verschiedene Anwendungen für die Nutzer*innengruppen geben (Nachbar*innen, Pflegebedürftige, Fall- und Fokalmanagement), da diese sehr unterschiedliche Bedürfnisse an die Bedienung von Software haben und im Konzept der Software auch stark abweichende Funktionsumfänge bedienen werden. Für Nachbar*innen und Pflegebedürftige geht es primär um Terminabstimmungen, wohingegen das Fallmanagement bspw. auch Abrechnungsthemen mit den Pflegekassen bearbeitet.
Umsetzung in der Praxis
Die ABE Zuhause bringt als neuer Projektpartner die Perspektive des professionellen und informellen Sektors ein. Die ABE Zuhause trägt Teile des Fallmanagements und stellt im Piloten Leipzig auch Teilnehmer*innen der informellen Sorgegemeinschaften an oder bindet diese im Ehrenamt: Menschen mit Unterstützungsbedarf, wenn sich diese auch in Alltagsbegleitung, Hauswirtschaft oder Grundpflege für Dritte engagieren, pflegende Angehörige und Nachbar*innen. Das Netzwerk, das durch QuartierPflege entsteht, schlägt also die Brücke zwischen informellen Sorgegemeinschaften und dem professionellen Sektor. Daher werden von der ABE Zuhause bereits in der ersten Phase Anforderungen an die Software aus diesem Blickwinkel definiert. Daneben wird auch die IT-Abteilung mit ihren spezifischen Erfahrungswerten Bestandteil des Projektteams und bei der Anforderungsdefinition mitwirken.
Hinzu kommt im Rahmen der Weiterentwicklung der QuartierPflege für Menschen mit Behinderung der Fachbereich Teilhabe und Inklusion. Auch hier sind einerseits die Praktiker*innen gefragt; andererseits wird es auch darum gehen, Zugang zur Zielgruppe „Menschen mit Behinderung“ selbst zu erlangen, damit diese aktiv an der Anforderungsdefinition teilhaben kann. Je nach Ausprägung der Behinderung kann auch Betreuung von Menschen mit Behinderung im Rahmen der Teilnahme am Projekt Aufgabe der ABE Zuhause sein. Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer*innen machen insgesamt ca. ein Drittel der Zielgruppe der Pflegebedürftigen aus. Zumal in den Zielgruppen auch Dopplungen bestehen. Ältere Menschen haben bisweilen auch einen Behindertenausweis.
Im weiteren Verlauf werden alle benannten Akteure aus dem Bereich der ABE Zuhause selbstverständlich aus ihren jeweiligen Perspektiven die entstehende Software auf Funktionalität und Nutzereignung testen und bewerten, sodass sie aktiver Teil der iterativen Weiterentwicklung werden.
Im Bereich der Demonstration vor Ort kommt der ABE Zuhause genauso eine wichtige Rolle zu wie bei der Erarbeitung des Schulungskonzepts für die Nutzer*innen der Software. Hier ist der Blickwinkel der Praktiker*innen entscheidend.